Ein­flüs­se von Medi­ka­men­ten auf den Zucker­spie­gel – ein Erfah­rungs­be­richt

Wie managt man sei­nen lang­jäh­ri­gen Dia­be­tes Typ 1, wenn zur Behand­lung wei­te­rer Krank­hei­ten noch ande­re Medi­ka­men­te nötig sind? Die­ses The­ma ist kom­plex und kaum auf die Schnel­le abzu­han­deln. Ger­ne möch­te ich dazu eige­ne Erfah­run­gen wei­ter­ge­ben, und zwar mit Dia­be­tes Typ 1 (seit 1973) und Rheu­ma­to­ider Arthri­tis (RA, seit 1997).

Mein Dia­be­tes Typ 1 ist seit über 25 Jah­ren nach dem Basis-Bolus-Prin­zip mit regel­mäs­si­gen Selbst­kon­trol­len des Zucker­spie­gels ein­ge­stellt. Neben zwei Insu­li­nen für den Dia­be­tes sowie Blut­druck- und Cho­le­ste­rin­sen­ker wird die RA mit Immun­sup­pres­sor, Ent­zün­dungs­hem­mern (Napro­xenum und Cor­ti­son) und Schmerz­mit­teln (Wirk­stof­fe Par­acet­amol und Met­ami­zol) behan­delt.

Sowohl Typ 1 Dia­be­tes als auch die RA sind Auto­im­mun­erkran­kun­gen, deren genaue Ursa­che bis heu­te unklar ist. Bei mei­ner RA wird das Immun­sys­tem künst­lich her­un­ter­ge­fah­ren, um wei­te­re Schä­den am Kör­per zu ver­hin­dern. Sowohl das Cor­ti­son als auch der Immun­sup­pres­sor erhö­hen die Infekt­an­fäl­lig­keit. Daher sind die nor­ma­len Abwehr­re­ak­tio­nen des Kör­pers nur noch beschränkt oder gar nicht mehr vor­han­den. Der Kör­per bekämpft einen aku­ten Infekt nicht mehr.

Gän­gi­ge Schmerz­the­ra­pien

Ent­zün­dungs­hem­mer und Schmerz­mit­tel darf ich bei Schmerz­schü­ben in gewis­sem Umfang erhö­hen. Reicht die­se ora­le Ein­nah­me nicht aus, hel­fen loka­le Injek­tio­nen von Ent­zün­dungs­hem­mern im ent­zün­de­ten Gelenk, so genann­te Infil­tra­tio­nen. Jede Injek­ti­on, beson­ders in ent­zün­de­te Gelen­ke, kann ein mög­li­ches Ein­fall­tor für schwe­re Infek­te sein. Die Infil­tra­ti­on wird daher unter mög­lichst ste­ri­len Bedin­gun­gen vor­ge­nom­men und wirkt meist nach weni­gen Stun­den.

Bei per­ma­nen­ten Schmer­zen kann man zudem auf mil­de Anti­de­pres­si­va oder auf Medi­ka­men­te gegen neu­ro­pa­thi­sche Schmer­zen aus­wei­chen. Die­se sol­len hel­fen, das Schmerz­ge­dächt­nis und damit auch den Pati­en­ten zu ent­las­ten, haben aber star­ke Neben­wir­kun­gen. Als Alter­na­ti­ve bie­ten sich CBD-Trop­fen an, die zwar nicht abhän­gig machen, aber eben­falls die Wahr­neh­mung dämp­fen.

Beson­ders bei aku­ten Infek­ten, etwa nach Ope­ra­tio­nen (OPs) am offe­nen Gelenk, kom­men jeweils Anti­bio­ti­ka zum Ein­satz. Die­se sind bei immun­sup­p­ri­mier­ten Pati­en­ten als Schutz­schirm nötig, um das frisch ope­rier­te Gelenk und die Wun­de vor Infek­tio­nen zu schüt­zen oder um all­fäl­li­ge Infek­tio­nen im Akut­fall wie­der zu besei­ti­gen. Dies war bei mir lei­der nach jeder mei­ner Gelenk-OPs der Fall. Wenn die nor­ma­len Schmerz­mit­tel nach sol­chen OPs zur Sen­kung des Schmerz­pe­gels nicht mehr aus­rei­chen, wer­den Opio­ide ver­ab­reicht, etwa nach OPs mit nach­fol­gen­den Gelenk­s­in­fek­ten. Wegen der Abhän­gig­keits­ge­fahr darf man die­se jedoch nicht über einen län­ge­ren Zeit­raum ver­ab­rei­chen.

Eige­ne Erfah­run­gen mit Ste­ro­iden

Unter die­sen Bedin­gun­gen einen mög­lichst kon­stan­ten Zucker­spie­gel mit guter Lang­zeit­ein­stel­lung (opti­ma­ler HBA1c) zu errei­chen, ist für mich sehr her­aus­for­dernd. Zwar weiss man, dass Cor­ti­son (als eine von vie­len uner­wünsch­ten Neben­wir­kun­gen) den Zucker­spie­gel erhöht, egal ob nach ora­ler Ein­nah­me oder Infil­tra­tio­nen. Bei plötz­li­chen Schmerz­schü­ben gibt es jedoch kaum Alter­na­ti­ven zu Cor­ti­son. Des­sen ent­zün­dungs­hem­men­de Wir­kung erleich­tert den All­tag mit RA spür­bar.

Aber es erhöht den Zucker­spie­gel mess­bar schnell, beson­ders nach­hal­tig bei retar­die­ren­den Vari­an­ten oder nach Infil­tra­tio­nen. Unter nor­ma­len Umstän­den beschrän­ke ich mich mög­lichst auf 5 mg Cor­ti­son am Mor­gen und 2 mg retar­die­ren­des Cor­ti­son am Abend, um am Mor­gen danach mit einem erträg­li­chen Schmerz­pe­gel in den Tag zu star­ten. Pro 5 mg Cor­ti­son benö­ti­ge ich ca. 2 I.E. Basis­in­su­lin zusätz­lich. Steigt der Schmerz­pe­gel beson­ders unter feuch­tem oder kal­tem Wet­ter an, ist zusätz­li­ches Cor­ti­son wäh­rend mög­lichst weni­ger Tage nötig.

Hier hat sich bei mir die Stra­te­gie bewährt, das Basis­in­su­lin schritt­wei­se um jeweils 2. I.E. pro Tag zu erhö­hen und schnell­wir­ken­des Insu­lin ca. alle 3–4 Stun­den nach Kon­trol­le des Zucker­spie­gels zusätz­lich zu inji­zie­ren. Bei Reduk­ti­on des Cor­ti­sons ist die Insulin­do­sis wie­der­um schritt­wei­se auf das Aus­gangs­ni­veau zu sen­ken. Dabei ist eine hohe Auf­merk­sam­keit gefor­dert, um kei­ne Hypo­glyk­ämien zu pro­vo­zie­ren. Sinn­vol­ler­wei­se redu­ziert man das Cor­ti­son wie­der­um schritt­wei­se um 5 mg und senkt das Basis­in­su­lin ent­spre­chend in Schrit­ten von 2 I.E.

Aus­wir­kun­gen auf den All­tag von Dia­be­ti­kern Typ 1

Bei den in der Schweiz weit ver­brei­te­ten Schmerz­mit­teln mit den Wirk­stof­fen Par­acet­amol und Met­ami­zol betre­ten wir eine Grau­zo­ne. Von Par­acet­amol weiss man, dass bei län­ge­rer und/oder zu hoher Dosie­rung Leber­schä­den auf­tre­ten kön­nen. Und Met­ami­zol kann in sel­te­nen Fäl­len zu einer Stö­rung der Blut­bil­dung und in Fol­ge zu einer extre­men Immun­schwä­che mit Todes­fol­ge füh­ren. Die­sen Tat­sa­chen wid­men aber nicht alle Ärz­te eine glei­cher­mas­sen hohe Auf­merk­sam­keit.

Beson­ders auf­fal­lend ist das feh­len­de Wis­sen um die mög­li­che zucker­sen­ken­de Wir­kung von Par­acet­amol und Met­ami­zol. Zwar taucht das The­ma hin und wie­der an Kon­gres­sen auf, ist aber nur ein Rand­the­ma. Auf Bei­pack­zet­teln und somit auch im Kom­pen­di­um wird es jedoch ver­schwie­gen. Bei mir sinkt der Blut­zu­cker pro 1 g Par­acet­amol oder 500 mg Met­ami­zol um etwa 2–3 mmol/L, was ich durch Mes­sun­gen bele­gen kann. Die­se Neben­wir­kung ist bei Ein­nah­me die­ser Wirk­stof­fe unbe­dingt mit einer regel­mäs­si­gen Blut­zu­cker­mes­sung vor dem Schla­fen­ge­hen zu begeg­nen, um nächt­li­che Hypo­glyk­ämien mög­lichst zu ver­mei­den.

Nach mei­nen Erfah­run­gen kön­nen schwe­re Kom­pli­ka­tio­nen auch bei Ein­nah­me des Wirk­stoffs Pre­ga­ba­lin auf­tre­ten. Er gehört zur Wirk­stoff­grup­pe der Anti­epi­lep­ti­ka und blo­ckiert span­nungs­ab­hän­gi­ge Cal­ci­um­ka­nä­le im zen­tra­len und peri­phe­ren Ner­ven­sys­tem. Durch geziel­te Bin­dung an bestimm­te Unter­ein­hei­ten die­ser Cal­ci­um­ka­nä­le hemmt Pre­ga­ba­lin die Cal­ci­um-ver­mit­tel­te Aus­schüt­tung von Ner­ven­bo­ten­stof­fen. Der Pati­ent nimmt im Ide­al­fall läs­ti­ge nächt­li­che Schmer­zen weni­ger wahr, ins­be­son­de­re durch dia­be­ti­sche Neu­ro­pa­thien, wel­che sich z.B. in ste­chen­den Ruhe­schmer­zen in den Fuss­soh­len mani­fes­tie­ren.

Pro­blem dabei: die Wahr­neh­mung einer sich auf­bau­en­den nächt­li­chen Hypo­glyk­ämie wird bei mir eben­falls gedämpft und erfolgt zu spät. Eine Glu­ca­gen-Not­fall­sprit­ze konn­te ich mir oft nicht mehr selbst set­zen und wur­de bewusst­los – eine immer wie­der trau­ma­ti­sche Erfah­rung. Eine Hypo­glyk­ämie führt zu krampf­ar­ti­gen Anfäl­len und wirkt auf Aus­sen­ste­hen­de wie ein epi­lep­ti­scher Anfall, der u.a. zu gefähr­li­chen Stür­zen und Zun­gen­bis­sen füh­ren kann. Da bei jeder Hypo­glyk­ämie rund 100’000 Hirn­zel­len abster­ben, kann sie bei häu­fi­ge­rem Auf­tre­ten lang­fris­tig Hirn­schä­den zur Fol­ge haben. Hypo­glyk­ämien sind daher unter allen Umstän­den zu ver­mei­den.

Mein Fazit

Das Wis­sen um die Ein­flüs­se von Medi­ka­men­ten auf den Zucker­spie­gel ist (mit Aus­nah­me von Cor­ti­son) nach mei­ner jahr­zehn­te­lan­gen Erfah­rung mit Dia­be­tes Typ 1 und RA lei­der nicht all­zu weit ver­brei­tet – selbst unter Dia­be­to­lo­gen und Rheu­ma­to­lo­gen nicht, erst recht nicht unter Ortho­pä­den, die sich heu­te meist auf eine «Gelenksor­te» (Knie, Hüf­te, Hand, Fuss etc.) spe­zia­li­siert haben und denen dank Ter­min- und Kos­ten­druck kaum Zeit für kom­ple­xe Fäl­le bleibt. Bei OPs müs­sen kom­pe­ten­te Inter­nis­ten jeweils Unter­stüt­zung leis­ten.

Enge Zucker­kon­trol­len zei­gen, ob und wie der Zucker­spie­gel reagiert. Denn ins­be­son­de­re lang­jäh­ri­ge Dia­be­ti­ker haben meist eine gute Wahr­neh­mung ihres Zucker­spie­gels und sind bei guter Instruk­ti­on und unter Anwen­dung moder­ner Hilfs­mit­tel gut in der Lage, ihn selbst zu mana­gen. Auf­ga­be der Spe­zi­al­ärz­te wäre es, sie dar­in opti­mal zu unter­stüt­zen, Rück­mel­dun­gen des Betrof­fe­nen ernst zu neh­men und die­se vor allem nicht zu baga­tel­li­sie­ren. Betrof­fe­ne wäh­nen sich oft in ähn­li­chen Situa­tio­nen wie in der Auto­werk­statt, wo ger­ne behaup­tet wird, dass man der ers­te mit die­sem Pro­blem sei.  

Rüdi­ger Sel­lin, Fach­jour­na­list SFJ/MAZ

Leis­tungs­sport mit Diab­tes Typ 1

Ein Inter­view mit Nata­lie Fried­li

Ich wäre froh, wenn Du Dich kurz vor­stel­len könn­test?

  • Name: Fried­li
  • Vor­na­me: Nata­lie
  • Gebo­ren: im 1991
  • Beruf: Sozi­al­päd­ago­gin HF mit psy­chisch erkrank­ten Men­schen
  • Neben­be­ruf: Per­so­nal Coa­ching / Fit­ness Online Shop
  • Hob­by: Fit­ness­sport, Pole­fit­ness, Ernäh­rung
  • E‑Mail: natalie.friedli@yourlimitless-food.ch
  • Web­sei­te: www.yourlimitless-food.ch
  • Insta­gram: nataliefriedli/ your­li­mit­less­food

Wann hast Du die Dia­gno­se Dia­be­tes Typ 1 erhal­ten resp. wie alt warst Du bei der Dia­gno­se?

  • Dia­be­tes Typ 1 seit: Mai 2008 (mit 17 Jah­ren)
  • Free­style Lib­re Sen­sor (2) – Trä­ge­rin seit: Janu­ar 2018
  • Myli­fe Ypso­Pump – Trä­ge­rin seit: Juli 2021 vor­her manu­ell mit Pen
  • Insu­lin: Fia­sp (vor­her Fia­sp und Tou­jeo)

Wie hast Du Dich bei der Dia­gno­se gefühlt?

Bezüg­lich des mas­si­ven Gewichts­ver­lus­tes und geschwäch­ten Kör­pers hat­te ich einen Kon­troll­ter­min bei mei­nem Haus­arzt wahr­ge­nom­men. Ich weiss noch, dass ich am Mor­gen ein Weiss­brot­toast mit Nutel­la zum Früh­stück geges­sen hat­te. Eigent­lich hät­te ich anschlies­send an den Ter­min noch arbei­ten gehen wol­len, doch das hat­te mir mein Arzt nach Blut­ab­nah­me ver­wei­gert und mich auf direk­ten Weg ins Spi­tal ver­wie­sen, weil der Blut­zu­cker­wert 33 mmol/l ange­zeigt hat­te.

Zu die­sem Zeit­punkt war mir noch nicht bewusst, was die­se Dia­gno­se für mich bedeu­te­te. Mein ers­ter Gedan­ke und mei­ne Sor­ge nach der bekannt gege­be­nen Dia­gno­se waren ledig­lich, dass ich nie wie­der Scho­ko­la­de und Süs­ses essen dürf­te. Nach erhal­te­nen Infor­ma­tio­nen zu dem Krank­heits­bild, konn­te ich die Dia­gno­se recht gut anneh­men und ver­such­te, aus der Tat­sa­che das Bes­te zu machen, weil die Situa­ti­on sowie­so nicht ver­än­der­bar gewe­sen wäre. Mei­ne Ein­stel­lung dazu war, dass ande­re Krank­hei­ten, wie z.B. unheil­ba­rer Krebs oder Ein­schrän­kun­gen in der Mobi­li­tät, im Ver­hält­nis zu mei­nem Dia­be­tes Typ 1 für mich viel schlim­mer gewe­sen wären.

Ich ver­brach­te 2 Näch­te im Spi­tal und woll­te so bald wie mög­lich wie­der nach Hau­se. Die Mahl­zei­ten im Spi­tal fie­len für mich eher knapp aus inkl. einer noch unrei­fen Frucht, wel­che ich jeweils trotz­dem geges­sen hat­te, da mein Kör­per aus­ge­hun­gert war und ich danach meist noch immer gros­sen Hun­ger hat­te. Im Spi­tal hat­ten die Ärz­te mei­nen Insu­lin­be­darf ein­ge­stellt und mich in die Dia­be­tes- und Ernäh­rungs­be­ra­tung geschickt, um mich für mei­nen Aus­tritt vor­zu­be­rei­ten.

Wie hat sich dein All­tag mit Dia­be­tes ver­än­dert?

In der Anfangs­zeit ass ich nach Sche­ma und besuch­te regel­mäs­sig Dia­be­tes Kur­se. Zu einem spä­te­ren Zeit­punkt mach­te ich den Fit-Kurs, um nicht mehr nach Sche­ma essen zu müs­sen, son­dern anhand von dem, was ich esse, zu sprit­zen. Gera­de die ers­ten Ein­käu­fe in den Lebens­mit­tel­lä­den waren für mich sehr her­aus­for­dernd und hat­ten mich ver­un­si­chert. Auch die gan­zen Light-Pro­duk­te hat­ten bei mir für Ver­wir­rung gesorgt. Doch mit der Zeit gewann ich an Wis­sen und Erfah­rung, bekam Rou­ti­ne und lern­te mei­nen Kör­per immer bes­ser ken­nen.

Als Kind und im Jugend­al­ter war ich immer sehr schlank und muss­te mir nie dar­über Gedan­ken machen, was und wie viel ich ass. Als ich dann aus dem Kran­ken­haus ent­las­sen wur­de, hat­te ich häu­fig Heiss­hun­ger und merk­te, wie mein Kör­per wie­der zu Kräf­ten kom­men muss­te. Als Alter­na­ti­ven ass ich vie­le fett­hal­ti­ge Nah­rungs­mit­tel. Aber nach­dem sich mein Gewicht wie­der nor­ma­li­siert hat­te, blieb der Heiss­hun­ger wei­ter­hin vor­han­den und ich muss­te mich zum ers­ten Mal gegen Gelüs­te zur Wehr set­zen, um nicht wei­ter an Gewicht zuzu­neh­men.

Seit­her war ich ver­pflich­tet, Dis­zi­plin an den Tag zu legen. Nicht nur mit dem Blut­zu­cker-Mes­sen und Insu­lin-Sprit­zen, son­dern auch bezüg­lich der Ernäh­rung und Gewichts­kon­trol­le. Die­se sind bis heu­te zu einem gros­sen The­ma gewor­den und stel­len einen zen­tra­len Punkt in mei­nem Leben dar.

Wann kamen der Sport und das Body­buil­ding in Dei­nem Leben dazu? Vor oder nach der Dia­gno­se?

Vor der Dia­gno­se war ich im Turn­ver­ein und hat­te mich regel­mäs­sig sport­lich betä­tigt, war 2–3x in der Woche ins Lauf­trai­ning gegan­gen und hat­te an Wett­kämp­fen der Mit­tel­stre­cke mit Erfolg teil­ge­nom­men. Bereits dort war mein Wil­le jeweils stark aus­ge­prägt. Wäh­rend der Berufs­aus­bil­dung fehl­te mir die Zeit, das Lauf­trai­ning wei­ter zu ver­fol­gen und bald dar­auf erhielt ich die Dia­gno­se.

2010 ent­deck­te ich als neue Dis­zi­plin das Pole­fit­ness für mich, wel­ches ich 7 Jah­re aus­ge­übt hat­te und wel­ches sich mit dem Dia­be­tes gut kom­bi­nie­ren liess. Durch das Pole­fit­ness hat­te ich eini­ges an Kraft und Mus­keln auf­ge­baut und ich ging ca 1x im Monat in das Fit­ness­stu­dio, um zusätz­lich mei­nen Unter­kör­per zu stär­ken. Dort wur­de ich auf mei­ne Mus­keln ange­spro­chen und ich wur­de gefragt, ob ich auch an Büh­nen­wett­kämp­fen im Body­buil­ding teil­neh­men wol­le.

Dies brach­te mich dazu, her­aus­fin­den zu wol­len, was ich aus mei­nem Kör­per her­aus­ho­len könn­te. Auch träum­te ich davon, 1x im Leben ein Six­pack zu haben. Hin­weg von den Vor­ur­tei­len, dass alle Dia­be­ti­ker über­ge­wich­tig sind. Auch von mei­nem Umfeld spür­te ich gros­se Sor­ge um mich, was ich nach­voll­zie­hen konn­te, doch nichts brach­te mich von mei­nem Wil­len und mei­ner Ent­schlos­sen­heit ab. Kurz dar­auf hol­te ich mir einen Wett­kampf-Coach an mei­ne Sei­te, wel­cher mir das gan­ze Wis­sen über Ernäh­rung und Trai­ning, wel­ches ich für den Mus­kel­auf­bau und die Diät benö­tig­te, bei­gebracht hat­te.

Wie funk­tio­niert es mit der Ernäh­rung wäh­rend des Wett­kamp­fes und in den Pha­sen dazwi­schen?

Die Ernäh­rung für den Mus­kel­auf­bau zeigt sich eher eiweiss­reich, aber auch der Kohlenhydrat‑, sowie Fett­an­teil und genü­gend Gemü­se sind wich­tig. Je hoch­wer­ti­ger bzw. nähr­wert­rei­cher die Lebens­mit­tel sind, des­to opti­ma­ler ist es für den Auf­bau. Jedoch stellt sich die Off­se­a­son (Auf­bau­pha­se) in der Ernäh­rung für mich weni­ger ein­schrän­kend dar als in der Diät. In der Off­se­a­son ist es wich­tig, eher etwas im Kcal-Über­schuss zu sein und mehr­mals täg­lich mit Pau­sen dazwi­schen zu essen und selbst­ver­ständ­lich muss neben­bei oft und hart trai­niert wer­den (4–5x in der Woche).

Das Insu­lin gehört zu den Wachs­tums­hor­mo­nen, wel­ches den Auf­bau posi­tiv unter­streicht, jedoch nicht nur den Mus­kel­auf­bau, son­dern auch den Fett­auf­bau. Daher darf wäh­rend der Off­se­a­son trotz­dem nicht zu viel im Über­schuss geges­sen wer­den, da sich sonst die über­schüs­si­gen Kcal in Fett umwan­deln, was dann müh­sam wie­der abge­baut wer­den muss.

Im Gegen­zug ist die Diät wohl die her­aus­for­dernds­te Pha­se der Wett­kampf­vor­be­rei­tung. Auch ohne Dia­be­tes ver­langt es unheim­lich viel Dis­zi­plin und men­ta­le Stär­ke, da der inne­re Schwei­ne­hund stän­dig über­lis­tet wer­den muss. Je mehr ein Ablauf an Gewohn­heit gewinnt, des­to leich­ter wird die Über­win­dung. Die Diät bzw. Ernäh­rung läuft 247 in der Woche und for­dert einem anders als das Trai­ning, wel­ches auch Wil­lens­kraft benö­tigt. Doch das Trai­ning ist rasch erle­digt und ist danach für den Tag vor­erst abge­schlos­sen.

Die Ernäh­rung gestal­te­te ich mög­lichst Low-Carb, um den Insu­lin­be­darf nied­rig zu hal­ten. Ledig­lich direkt nach dem Trai­ning und zusätz­lich an einem Tag in der Woche esse ich koh­len­hy­dratreich, um die Ener­gie-Spei­cher in den Mus­keln jeweils auf­zu­la­den. Die zusätz­li­che Hür­de mit Dia­be­tes ist, dass das Insu­lin, wel­ches die Diät erschwert, nicht ein­fach weg­ge­las­sen wer­den kann auch wenn man kei­ne Koh­len­hy­dra­te isst. Es besteht ein Grund­be­darf an Insu­lin.

Wenig Koh­len­hy­dra­te zu essen bedeu­te­te aber auch, wenig direk­te Ener­gie zu erhal­ten. Durch das Insu­lin ist der Fett­ab­bau eher gehemmt. Dies hat­te für mich zur Fol­ge, obwohl kaum Ener­gie vor­han­den war, dass ich den Stoff­wech­sel und die Fett­ver­bren­nung noch mehr ankur­beln muss­te. Dies tat ich, indem ich zusätz­lich zum Kraft­trai­ning viel Aus­dau­er­trai­ning gemacht habe. Mit jedem Aus­dau­er­trai­ning bestand wie­der­um die Gefahr, die müh­sam auf­ge­bau­ten Mus­keln durch einen Nähr­stoff­man­gel wie­der zu ver­lie­ren. Es war äus­serst wich­tig, trotz dem Kcal-Defi­zit regel­mäs­sig zur rich­ti­gen Zeit und das Rich­ti­ge in klei­nen Men­gen zu essen, um so das Fett los­zu­wer­den und die Mus­keln den­noch mög­lichst kom­plett erhal­ten zu kön­nen.

Wenig Nah­rung im Magen und einen sehr gut funk­tio­nie­ren­den Stoff­wech­sel zu haben hiess für mich, bedeu­tend weni­ger Insu­lin zu benö­ti­gen. Somit muss­te ich mei­nen Basal­wert erst wie­der neu defi­nie­ren, was regel­mäs­sig Unter­zu­cke­run­gen zur Fol­ge hat­te. Hier­bei war ich gezwun­gen «sinn­lo­sen» Zucker ein­zu­neh­men und ich wuss­te genau, dass es mei­ne gan­ze Diät wie­der durch­ein­an­der­brin­gen wür­de.

Die­se Ohn­macht brach­te mich immer wie­der in Moti­va­ti­onstiefs. Doch nach­tra­gend zu sein brach­te mir nichts. Dies gehör­te nun halt zu den Gren­zen, wel­che ich als Dia­be­ti­ke­rin zu akzep­tie­ren hat­te, auch wenn die Diät an man­chen Tagen nicht so funk­tio­nier­te wie sie soll­te. Das wich­tigs­te war, jeden Tag wie­der von Neu­em das Bes­te zu geben.

Die stren­ge Diät und im Defi­zit zu sein, hiess eine extre­me Aus­ein­an­der­set­zung mit mei­nem Kör­per und Geist. Als ers­tes lern­te ich bei mei­ner Diät, die Aus­re­den los­zu­las­sen. Die eige­ne Situa­ti­on und Gege­ben­hei­ten muss­te ich so akzep­tie­ren, wie sie waren. Ich muss­te mich nicht mit ande­ren ver­glei­chen und durf­te nicht zu viel nach­den­ken, son­dern ein­fach machen!

Ich muss­te Gren­zen über­schrei­ten, funk­tio­nie­ren, Tag für Tag stark sein, nega­ti­ve Gefüh­le aus­hal­ten, nicht auf­ge­ben und das Ziel nie aus den Augen ver­lie­ren. Die­se Erfah­rung war für mein Leben sehr prä­gend. Umso dank­ba­rer und emo­tio­na­ler war ich dann am Tag des Wett­kamp­fes, dass ich bis zuletzt dur­ge­hal­ten habe.

Die­se 3 Leit­sät­ze sind mir aus die­ser Erfah­rung am Meis­ten geblie­ben:

  • «Je här­ter der Weg, des­to wert­vol­ler das Ziel.»
  • «Das Bes­te ICH aus sich her­aus­ho­len und nicht mit ande­ren ver­glei­chen.»
  • «Wo ein Wil­le ist, ist ein Weg. – Die inne­re Ein­stel­lung ist ent­schei­dend und der eige­ne Wider­stand muss los­ge­las­sen wer­den.»

Wel­chen Ein­fluss haben die Ernäh­rung und der Sport auf Dei­nen Blut­zu­cker? Gibt es da mas­si­ve Unter­schie­de oder ist es immer etwa gleich?

Im Body­buil­ding ist es etwas vom Wich­tigs­ten, nach Plan zu trai­nie­ren und zu essen. Mit Dia­be­tes steht erst der sta­bi­le Blut­zu­cker im Zen­trum und danach die mög­lichst genaue Ein­hal­tung der Plä­ne. Je nach Sport­in­ten­si­tät muss­te ich die Insu­lin­ab­ga­be und Ernäh­rung an den Blut­zu­cker anpas­sen.  

Ich unter­schied dabei 3 Inten­si­tä­ten:

  1. Aus­dau­er­trai­ning: (mit leicht erhöh­tem Puls): Der Blut­zu­cker muss sich vor Beginn in einem leicht höhe­ren Wert befin­den, sonst müss­te ich noch eine Klei­nig­keit essen. Eben­falls habe ich dar­auf geach­tet, dass kein zusätz­li­ches Essens­in­su­lin noch Wir­kung hat­te. Der Blut­zu­cker fällt wäh­rend der Bewe­gung und meh­re­re Stun­den danach.

  2. Kraft­trai­ning: Beim Ober­kör­per­trai­ning bleibt der BZ rela­tiv sta­bil, beim Bein­trai­ning kann es den Blut­zu­cker zum Stei­gen brin­gen, da mit den Bei­nen eine gros­se Mus­kel­grup­pe trai­niert wird. Je nach Inten­si­tät wird im Kör­per Stress aus­ge­löst und Adre­na­lin bzw. Zucker aus­ge­schüt­tet.

  3. Inten­si­ves Trai­ning mit hohem Puls: Eini­ge Mona­te lang habe ich Tae­bo trai­niert. Eigent­lich müss­te ich hier vor Beginn Insu­lin sprit­zen, um den rasan­ten Anstieg des Blut­zu­ckers abde­cken zu kön­nen. Die hohe Inten­si­tät schüt­tet Adre­na­lin aus, was den Blut­zu­cker stark stei­gen lässt. Das Abschät­zen im Vor­aus, wie inten­siv das Trai­ning sein und wie sich der Blut­zu­cker ver­hal­ten wird, emp­fin­de ich als äus­serst schwie­rig. Nach dem Trai­ning, sobald der Kör­per wie­der zur Ruhe kommt, sinkt auch der Blut­zu­cker schnell und ich müss­te direkt nach dem Trai­ning wie­der Zucker zu mir neh­men, wor­auf ich häu­fig nach sol­cher Anstren­gung kei­ne Lust hat­te. Zuvor kein Insu­lin zu sprit­zen, ist wie­der­um auch kei­ne Opti­on. Die extre­men Schwan­kun­gen hier­bei opti­mal abde­cken zu kön­nen, sehe ich als bei­na­he unmög­lich.

Bei den Wett­kämp­fen sind die Optik und das Aus­se­hen bestimmt auch sehr wich­tig. Da wür­de sicher­lich jedes Gerät auf dem Kör­per stö­ren. Wel­che Dia­be­tes­hilfs­mit­tel benö­tigst Du?

Beim Wett­kampf an sich habe ich den Sen­sor am Arm weg­ge­las­sen. Nach Bedarf habe ich manu­ell mit dem Pen Insu­lin gespritzt. Wich­tig ist, dass die Gerä­te an kei­ner Stel­le ange­bracht sind, bei wel­cher es die Bewer­tung stö­ren wür­de, bzw. wich­ti­ge Mus­kel­be­rei­che ver­de­cken. Am Wett­kampf­tag wird die Haut mit brau­ner Far­be ange­malt, daher wäre es wohl eher unprak­tisch, wenn der Sen­sor dann vol­ler Far­be wäre.

Am Ober­schen­kel waren nach der Diät noch ein paar Ver­här­tun­gen zu sehen, wel­che auf die Ein­sti­che der Nadeln zurück­zu­füh­ren waren. Die­se sahen optisch aus wie Cel­lu­li­te, das hat­te mich schon etwas gestört.

Gibt es ein Ereig­nis, wel­ches Dich stark geprägt hat?

Eines der prä­gends­ten Ereig­nis­se in mei­nem Leben war die Diät und Vor­be­rei­tung auf mei­nen ers­ten Wett­kampf. Es hat mich gelehrt, wozu Kör­per und Geist fähig sind, die klei­nen Din­ge des Lebens noch mehr zu schät­zen und dank­bar zu sein, für das, was man hat.

Was hat Dein Leben mehr geprägt, der Leis­tungs­sport oder der Dia­be­tes?

Prä­gend ist/war für mich bestimmt bei­des. Der Dia­be­tes ist eine chro­ni­sche Krank­heit, die mein Leben her­aus­for­dernd gemacht hat und eine Tat­sa­che, die gege­ben ist. Obwohl ich die Krank­heit von Beginn an gut akzep­tie­ren konn­te, wünsch­te ich mir hin und wie­der eine Pau­se davon zu haben. Der Leis­tungs­sport ist eben­falls eine gros­se Her­aus­for­de­rung, die ich jedoch aus eige­nem Wil­len gewählt habe und mir offen bleibt, dies jeder­zeit wie­der zu been­den oder auf­zu­neh­men.

Das Fit­ness­trai­ning und die aus­ge­wo­ge­ne Ernäh­rung geben mir eine all­täg­li­che Balan­ce für Psy­che, Kör­per und Geist, kom­men aber auch einem sta­bi­len Blut­zu­cker ent­ge­gen. Bei­de Her­aus­for­de­run­gen haben mir zu einem gros­sen Mehr­wert ver­hol­fen. Durch den Dia­be­tes sowie das Body­buil­ding muss­te und durf­te ich mich mit mir und mei­nem Kör­per aus­ein­an­der­set­zen. Dadurch konn­te ich mich umso bes­ser ken­nen ler­nen. Ich bin dank­bar für das, was ist und was ich bis­her ich erfah­ren durf­te.

Rei­se in die USA Juli – August 2018

Wir sind Sophie und Nico­las Zbin­den. Wir leben in der Regi­on Lau­sanne und sind die Eltern von Eli­ne, gebo­ren am 9. Novem­ber 2013.

Wir lie­ben Gas­tro­no­mie, Öno­lo­gie und vor allem Rei­sen. Wir haben bereits Ägyp­ten, Thai­land, Grie­chen­land, Ita­li­en, Deutsch­land, Frank­reich, Groß­bri­tan­ni­en, Marok­ko, Spa­ni­en, USA, die Tür­kei usw. besucht.

Als unse­re Toch­ter gebo­ren wur­de, nah­men wir sie mit auf eine Rei­se, um unse­re Lei­den­schaft mit ihr zu tei­len und sie die Welt ent­de­cken zu las­sen.

Am 16. Novem­ber 2016, als sie erst 3 Jah­re alt war, wur­de bei Eli­ne Typ-1-Dia­be­tes dia­gnos­ti­ziert. Und dort begann ein neu­es Leben, ein neu­es Leben, aber dies­mal um vier – dies­mal. Wir drei und unser neu­er Mit­be­woh­ner Dia­be­tes.

Anfangs war es für uns undenk­bar, uns vor­zu­stel­len, meh­re­re Mei­len von unse­rem Haus ent­fernt zu sein, falls ein Not­fall im Zusam­men­hang mit Dia­be­tes ein­tre­ten soll­te. Dann, mit der Zeit, der Akzep­tanz der Krank­heit und der Erfah­rung, wur­den wir beru­higt und setz­ten unse­re Rei­sen fort.

Erst in den an die Schweiz angren­zen­den Län­dern, um bei Bedarf schnell zurück­ge­führt wer­den zu kön­nen, hat uns unser Wunsch nach der frei­en Natur ein­ge­holt.

Wir hat­ten immer davon geträumt, meh­re­re Wochen lang den ame­ri­ka­ni­schen Wes­ten zu besu­chen, aber Dia­be­tes hat­te unser Pro­jekt etwas zurück­ge­hal­ten. Dann beschlos­sen wir eines Tages, dass Dia­be­tes nicht unser Leben für uns ent­schei­den soll­te, son­dern dass es an ihm lag, sich an unse­ren Lebens­stil zu gewöh­nen. Also haben wir den Sprung gewagt!

Am Mon­tag, den 23. Juli 2018, mach­ten wir uns auf den Weg nach Las Vegas, um einen 3,5‑wöchigen Fami­li­en-Road­trip von fast 5.000 km mit dem Auto durch den ame­ri­ka­ni­schen Wes­ten zu unter­neh­men.

Aber vor­her war viel Orga­ni­sa­ti­on nötig. Bereits genug Dia­be­tes-Mate­ri­al für die gesam­te Rei­se. Per­sön­lich ver­dopp­le ich auf Rei­sen immer die Men­ge an Aus­rüs­tung, um bei Bedarf das kleins­te tech­ni­sche Pro­blem lösen zu kön­nen.

Wir muss­ten eine Lösung fin­den, um das Insu­lin zu trans­por­tie­ren, also kauf­ten wir einen zusam­men­klapp­ba­ren Küh­ler und Frio-Beu­tel, um es kühl zu hal­ten. Wir muss­ten uns auch an unse­ren Dia­be­to­lo­gen wen­den, um ärzt­li­che Attes­te in eng­li­scher Spra­che sowie gege­be­nen­falls Rezep­te zu erhal­ten. Wir haben auch den Pum­pen­lie­fe­ran­ten unse­rer Toch­ter, Med­tro­nic, kon­tak­tiert, um eine zwei­te Pum­pe zu bekom­men, falls etwas schief gehen soll­te.

Mit all dem in unse­rem Besitz haben wir daher alle Dia­be­tes-Mate­ria­li­en mei­ner Toch­ter in ein Hand­ge­päck gepackt, das wir im Flug­zeug mit­ge­nom­men haben. Es kommt für mich nicht in Fra­ge, die­ses Mate­ri­al in den Lade­raum des Flug­zeugs zu legen, und der Kof­fer könn­te ver­lo­ren gehen …

Als wir in Las Vegas anka­men, waren wir zuerst von der drü­cken­den Som­mer­hit­ze in der Wüs­te von Neva­da über­rascht, aber wir waren so müde von die­sen lan­gen Flug­stun­den, dass wir schnell in unser Hotel zurück­kehr­ten.

Am nächs­ten Tag wur­de der Beginn des Road Trips mit Death Val­ley als ers­te Sta­ti­on ange­kün­digt, bei der die Tem­pe­ra­tur auf 56 ° Cel­si­us stieg! Glück­li­cher­wei­se wur­de das Insu­lin nicht beschä­digt und blieb im Küh­ler und im Frio-Beu­tel kühl.

Wir setz­ten unse­ren Weg in der Sier­ra Neva­da zum Lake Tahoe fort, wo wir uns im trans­pa­ren­ten Was­ser die­ses Berg­sees abküh­len konn­ten. Wir besuch­ten Wein­gü­ter und pro­bier­ten Wein im Sono­ma Val­ley.

Dann besuch­ten wir drei Tage lang die wun­der­schö­ne Stadt San Fran­cis­co mit dem Alca­traz-Gefäng­nis, der Seil­bahn, Chi­na­town, dem Hafen, dem Gol­den Gate usw.

Am nächs­ten Tag fuh­ren wir mit dem Boot hin­aus, um die Wale zu beob­ach­ten, die im kal­ten Was­ser des Pazi­fi­schen Oze­ans leben und erstaunt waren.

Wir setz­ten dann unse­re Rei­se wei­ter nach Süden fort, um die gigan­ti­sche Stadt Los Ange­les zu besu­chen. Wir haben dort auch 3 Tage zwi­schen Strän­den, Gebäu­den und Ver­gnü­gungs­parks ver­bracht.

Nach­dem wir die­se weit­läu­fi­ge Stadt ent­deckt hat­ten, setz­ten wir unse­re Rei­se wei­ter nach Osten fort, um die Natio­nal­parks zu sehen. Zuerst der Grand Can­yon, wo wir die Gele­gen­heit hat­ten, einen Hub­schrau­ber­flug zu genie­ßen, um den Can­yon vom Him­mel aus zu bewun­dern.

Dann fuh­ren wir wei­ter nach Osten in die Wüs­ten­ebe­nen des ame­ri­ka­ni­schen Wes­tens, spe­zi­ell ins Monu­ment Val­ley, wo wir die für Wes­tern typi­schen rie­si­gen Fels­bro­cken aus Oran­gen­fel­sen ent­deck­ten.

Als nächs­tes besuch­ten wir die Ufer des Lake Powell und den wun­der­schö­nen Ante­lo­pe Can­yon Can­yon. Die fol­gen­den Tage waren dem Besuch des Bryce Can­yon, des Zion Can­yon usw. gewid­met.

Wir been­de­ten unse­ren Auf­ent­halt in der Stadt des Glücks­spiels in Las Vegas, wo wir im Casi­no lei­der nicht gewon­nen haben… Wir muss­ten mit schwe­rem Her­zen und einem Kopf vol­ler wun­der­vol­ler Erin­ne­run­gen in die Schweiz zurück­keh­ren. Dia­be­tes war nie ein Hin­der­nis für die­se Rei­se, wir haben es an unse­re Akti­vi­tä­ten, unse­re Mahl­zei­ten, unse­re Zeit­plä­ne usw. ange­passt.

Bei unse­rer Rück­kehr hat­ten wir nur einen Wunsch, so schnell wie mög­lich zu einem neu­en Ziel auf­zu­bre­chen, und das bewies uns, dass mit Dia­be­tes alles erreich­bar war.

Heu­te hält uns das Rei­sen trotz des Dia­be­tes unse­rer Toch­ter nicht mehr zurück. Wenn wir einen Rei­se­plan haben, den­ken wir nur aus orga­ni­sa­to­ri­schen Grün­den an Dia­be­tes.


Tipps für Rei­sen gesucht!

Hast du gute Tipps fürs Rei­sen mit Dia­be­tes Typ 1? Wenn ja, schrei­be uns! Wir wer­den dann eine Zusam­men­stel­lung diver­ser Tipps ver­öf­fent­li­chen.

Time in Ran­ge – Teil 2

War­um ist eigent­lich die Zeit im Ziel­be­reich so wich­tig?

Der Blut­zu­cker wird unter ande­rem vom Essen und von der Inten­si­tät der Bewe­gung beein­flusst. Eine mög­lichst lan­ge Zeit im Ziel­be­reich hat eini­ge posi­ti­ve Effek­te auf die Orga­ne und den HbA1c-Wert.

Abbott zeigt in die­sem Kurz­film die Vor­tei­le auf.

Time In Ran­ge – Was bedeu­tet das?

Nicht nur der HbA1c zählt, wenn es um die gute Blut­zu­cker­ein­stel­lung bei Dia­be­ti­kern geht. In letz­ter Zeit hat der soge­nann­te „Time In Ran­ge“- Wert, also die Zeit im Ziel­be­reich, an Bedeu­tung gewon­nen.

Dank den CGM und FGM ist eine lücken­lo­se Über­wa­chung des Blut­zu­ckers mög­lich. Der Ziel­be­reich ist defi­niert und jede Schwan­kung dar­über oder dar­un­ter wird erfasst. So kann man Mus­ter erken­nen, die ent­we­der mit dem Basal-Insu­lin, dem Essen, der Uhr­zeit, dem Sport usw. in Ver­bin­dung gebracht wer­den kön­nen und eine Anpas­sung der The­ra­pie ein­fa­cher machen.

Ganz gut erklärt ist es in die­sem Video von Abbott. Schau rein!

Woher nimmst Du die Moti­va­ti­on?

Ich stel­le mich zuerst kurz vor:

Ich bin Mar­tin Rueg­ge, kam 1980 auf die Welt und wer­de seit 1982 von mei­nem Dia­be­tes Typ 1 beglei­tet. Die­se Tat­sa­che ist sicher ein Grund, war­um ich heu­te als Ernäh­rungs­be­ra­ter tätig bin (selbst­stän­dig in der Ernäh­rungs­be­ra­tung Mon­Bi­jou in Bern und ange­stellt in Mün­chen­buch­see), ger­ne koche und viel Sport trei­be.

Ich hät­te mich sehr gefreut, am T1D-Tag etwas über mei­ne Moti­va­ti­on zu erzäh­len und vor allem mit Euch allen dar­über zu dis­ku­tie­ren und Eure Erfah­run­gen zu hören. Woher nehmt Ihr Eure Moti­va­ti­on, um auf Euren Dia­be­tes und Eure Ernäh­rung zu ach­ten, alle Ter­mi­ne wahr­zu­neh­men, Euch zu bewe­gen, etc?

Ich hat­te als etwa 20-Jäh­ri­ger ein ein­schnei­den­des Erleb­nis. Ich war auf einer Tour mit mei­nen Inline­skates, es hät­te ein schö­ner Aus­flug wer­den sol­len. Unter­wegs kam ich in eine Unter­zu­cke­rung, wel­che mich zuerst brems­te und schluss­end­lich zum Anhal­ten zwang. Ich hat­te zuvor kei­ne Kraft mehr in den Bei­nen, ich hat­te mich die letz­ten Minu­ten mehr vor­wärts geschleppt als geska­tet. Nach meh­re­ren Trau­ben­zu­ckern und einer län­ge­ren Pau­se roll­te ich wei­ter, es blieb aber müh­sam.

Da war nichts mehr mit flowi­gem Dahin­glei­ten, es war ein müh­sa­mer Kampf. Da ich bereits all mei­ne Trau­ben­zu­cker geges­sen hat­te muss­te ich zum nächs­ten Dorf fah­ren, um dort in einem klei­nen Geschäft wei­te­re Trau­ben­zu­cker, ein Süss­ge­tränk und ein Gebäck zu kau­fen.  Unter­wegs fiel mein Blut­zu­cker natür­lich wei­ter ab. Danach sass ich draus­sen in einer Wie­se, ass und trank und war­te­te auf Bes­se­rung. Ich wur­de mehr­fach von Pas­san­ten gefragt, ob alles in Ord­nung sei.

Ich ver­lor ins­ge­samt viel Zeit, wohl um die 2h von Beginn weg gerech­net, bis ich wie­der eini­ger­mas­sen wei­ter­rol­len konn­te. Statt einem tol­len Aus­flug hat­te ich nun viel Zeit in einer Unter­zu­cke­rung ver­bracht. Ich hat­te mir zuvor weder Gedan­ken zur Insu­lin­zu­fuhr gemacht noch hat­te ich genü­gend Trau­ben­zu­cker und lang­sam wir­ken­de Koh­len­hy­drat­lie­fe­ran­ten dabei­ge­habt. Mit der rich­ti­gen Vor­be­rei­tung, wel­che mich zu Hau­se wohl etwa 5min gekos­tet hät­te, hät­te ich 2h län­ger ska­ten kön­nen und viel mehr von dem Tag gehabt.

Mei­ne Moti­va­ti­on spü­re ich tag­täg­lich: Ich bin leis­tungs­fä­hi­ger, wenn mein Blut­zu­cker sta­bil ein­ge­stellt ist!

Zu dem Zeit­punkt war ich sehr oft am Trai­nie­ren und beschloss an dem Tag: Wenn ich schon schaue, dass ich sport­lich viel leis­ten kann, will ich auch mei­nen Dia­be­tes so im Griff haben, dass ich viel leis­ten kann.  Das heisst nicht, dass ich nicht immer noch Hypos habe – aber ich bin dann bes­ser aus­ge­rüs­tet und kann sagen, dass ich zuvor das Bes­te gemacht habe, um ein Hypo zu ver­mei­den. Auch wenn das nicht immer reicht.

Damals hat­te ich aber alles etwas ver­nach­läs­sigt. Ich habe danach Eini­ges über­dacht und opti­miert. Ich begann zu mer­ken, dass ich, wenn ich den Dia­be­tes nicht zur Sei­te lege son­dern ihn beach­te, ihm etwas Auf­merk­sam­keit schen­ke (meis­tens braucht es nur ein paar Minu­ten pro Tag) dass ich im Sport wie auch im Beruf/Schule/Freizeit viel leis­tungs­fä­hi­ger bin! Mit eigent­lich wenig Ein­satz (kurz über­le­gen: Was habe ich vor, wie muss ich die Behand­lung anpas­sen?) kann man recht viel her­aus­ho­len!

Mei­ne Moti­va­ti­on spü­re ich tag­täg­lich: Ich bin leis­tungs­fä­hi­ger, wenn mein Blut­zu­cker sta­bil ein­ge­stellt ist! Moti­va­ti­on, so sagt man, sei eine Kraft auf ein Ziel hin. Mein Ziel ist es, fit und leis­tungs­fä­hig zu sein – und was ist Euer Ziel?

CGM & Daten­ma­nage­ment: Eure Ideen sind gefragt!

Stellt Euch vor …

… Ihr könn­tet ein­fach ‘mal Eure Ideen, Wün­sche und Bedürf­nis­se anmel­den, mit Men­schen der Dia­be­tes Com­mu­ni­ty auch aus­ser­halb der Schweiz dis­ku­tie­ren, Euch aus­tau­schen, ein­brin­gen und schau­en, wie aus Ideen Pro­jek­te und viel­leicht sogar ein Start­up wird.

Wäre das etwas für Euch?

Genau dafür stellt das Dia­be­tes Cen­ter Ber­ne (DCB) eine Plat­form, Exper­ten, Coa­ches und Men­to­ren zu Ver­fü­gung. Die bes­te Idee / das bes­te Pro­jekt bekommt finan­zi­el­le Unter­stüt­zung von 100’000 USD. Schaut’s Euch an und viel­leicht bis bald auf der DCB Inno­va­ti­on Plat­form?

Das DCB ist eine pri­va­te, unab­hän­gi­ge Stif­tung und ein geschätz­ter Part­ner von Swiss Dia­be­tes Kids.

Bei Fra­gen: innovation@dcberne.com
Cor­de­lia Trüm­py und Maren Schinz sind für Euch da.